Das Thema Scham überwinden ist so wichtig – auch wenn es einen so unangenehmen Mix von Botenstoffen hochholt, dass wir alle die Neigung haben, gar nicht so richtig tief eintauchen zu wollen.
In diesem Artikel liest du, warum das Thema Scham so wichtig ist, wie es dein Leben beeinflusst und was du alles tun kannst, um aus der Scham herauszukommen und sie wirklich zu überwinden.
Eine schamhafte Situation
Vor etlichen Jahren im Jahr 2000 – ich war gerade 37 Jahre alt – war ich in meiner ersten Kunsttherapie und hatte einige Therapiefortschritte gemacht.
Da passierte mir etwas an dem Tag sehr Peinliches. Ich war mit den Kindern spielen, es war ein schöner Sommertag. Wir waren an einem ganz flachen Bachlauf in einem wunderschönen Park. Meine Tochter war so an die sieben Jahre alt und mein Sohn erst zweieinhalb.
Für diesen Ausflug hatten wir uns ganz schön gemacht: Die Kinder trugen immer wunderschöne Kleidung, weil es mir so wichtig war, dass Menschen ihnen freundlich, anerkennend und liebevoll entgegentraten, damit sie sich wohlfühlen konnten. Und die Kinder hatten wirklich super schöne, weiche, kuschelige Sachen an, ganz neu, ganz frisch.
Und ich genoss meine neu gefundene Lebensfreude, Neugier und Experimentierlust, denn ich war ja heraus aus einer Depression, und was soll ich dir sagen? Ich kletterte herum auf einem netten kleinen Stein und zack: landete ich im Wasser.
Der Bach war wirklich ganz flach, aber meine komplette linke Körperhälfte war pudelnass und vor allem mit dem ganzen Modder des Bächleins übersehen. Und das aller furchtbarste war, dass ich im Fallen versucht hatte, mich an meiner Tochter festzuhalten, die gerade direkt neben mir stand. Und zack, hatte ich sie auch mitgerissen und sie war nun nicht nur nass und dreckig, sondern auch noch stockend sauer auf mich. Zu Recht, denn ich hatte rumgealbert und sie hatte einfach nur dort gestanden und war jetzt wirklich zutiefst empört.
Erste Reaktion: Lachen trotz tiefer Scham-Muster
Da ich gerade in so einer wunderbar optimistischen und konstruktiven therapeutischen Phase war, habe ich als erstes kräftig gelacht. Das war eine ungewöhnliche Reaktion für mich. Ich war eigentlich auch ganz froh darüber, dass ich so lachen musste, weil es irgendwie auch so albern und so lächerlich war.
Aber hinter diesem Lachen wirkten allertiefste Schammuster. Ich kann mich heute noch erinnern, dass ich in meiner Tiefe so gerne ein Erdloch gefunden hätte, was ich aufgetan hätte. Stattdessen musste ich nun am halben Körper nass mit einem Kinderwagen, einem nicht so amüsierten Kleinkind (das länger spielen und buddeln und matschen wollte) und einer wütenden Grundschultochter durch den Stadtteil gehen, einen Weg von 12 Minuten, um nach Hause zu kommen, mich umzuziehen.
Alles könnte so schön sein
Und ich dachte: Wie blöd ist das denn? Nun habe ich endlich mal Lebensfreude. Ich freue mich über das Wetter. Ich gehe mit den Kindern in den Park. Wir gehen zu dem Bächlein. Alles ist schön. Alle sind so hübsch gemacht. Alles könnte so toll sein. Und dann ab in die Tiefe, ab in den Modder, ab in die Schamgefühle.
Und ja, das war eher noch ein oberflächliches Thema für Scham, denn da gibt es noch viel, viel tiefere Themen. Aber das ist eine schambehaftete Situation, die ich gut teilen kann. Und ich glaube, du kannst dieses Gefühl gut nachempfinden – so für alle offensichtlich in diesem tropfenden, dreckigen Zustand nach Bachwasser muffelnd durch die Gegend gehen zu müssen, ist kein angenehmes Gefühl.
Was ist Scham überhaupt?
Scham ist wirklich das unangenehmste Gefühl schlechthin, denn wir fühlen: Wir haben gegen eine Norm verstoßen. Wir sind die Personifizierung eines Normverstoßes.
Wir haben etwas getan, das andere Menschen nicht gut und nicht richtig finden. Und dadurch sind wir in unserem Selbstbewusstsein und unserer sozialen Akzeptanz gerade absolut unten durchgerutscht.
Scham hat nämlich emotional tatsächlich einen sozialen Korrekturfaktor. Sie tritt total schnell auf,
- wenn wir etwas nicht in der schönsten, fehlerfreien, besten Qualität abgeliefert haben und
- wenn wir nicht in unserem größten Strahlen und unserem größten positiven Ausdruck wahrgenommen werden.
Scham hat die Funktion, unsere Verhaltensweise zu reflektieren
Scham hilft uns dabei, ganz grundsätzlich Verhaltensweisen zu reflektieren. Allerdings siehst du an meinem Beispiel von oben: Ich habe absolut nichts getan, was wirklich schämenswert gewesen wäre. Ich bin nur fröhlich in einem Bächlein auf einem Stein gehüpft. Ich habe versucht, irgendwie mit meinen Kindern Spaß zu haben.
Ich habe mich vielleicht nicht so super erwachsen verhalten. Das hat meine Tochter mir dann auch am allermeisten vorgeworfen. Dazu bin ich auch noch körperlich nicht so unglaublich geschickt. Ich sage immer, ich habe so etwas wie Legasthenie für im Körper Sein. Und sofort bin ich rausgefallen aus dem, wie man es so machen sollte.
Scham findet in uns statt
Das Soziale und Psychologische an dieser Definition von Scham ist, dass dieses Fehlverhalten, vielleicht auch eine Bloßstellung oder ein persönlicher Makel, zunächst mal in uns stattfindet. Es braucht noch nicht mal einen Menschen in dem Moment, der in der Situation anwesend ist und der uns dann z. B. ein Signal gibt.
Es stand niemand neben mir (obwohl genügend Mütter mit ihren Kindern anwesend waren), der gesagt hätte, ich hätte es nicht richtig gemacht, oder ich hätte mich falsch verhalten, oder ich hätte nicht mit so viel Freude versuchen sollen, über das Bächlein zu klettern.
Stattdessen hatte ich schon die Muster in mich aufgenommen, die mir dann tatsächlich selber signalisiert haben, wie peinlich ich bin. Und meine Tochter hat das lautstark unterstützt.
Wie äußert sich Scham?
Tatsächlich gibt es unterschiedliche Tiefen von Schamgefühlen. Das fängt vielleicht an bei einem: Boah, ist das peinlich. Und es kann hineinkippen bis in die komplette Selbstverachtung und in den Selbsthass. Schamgefühle und Selbsthass können sehr eng miteinander verknüpft sein.
Scham äußert sich physisch und psychisch:
Zu den psychischen Komponenten gehört die Neigung, sich zurückzuziehen und Schuldgefühle zu entwickeln. Selbstzweifel und Ängste können damit verbunden sein. Dadurch wird der Radius immer enger. Es gibt immer weniger Gründe für Lebensfreude, immer weniger Gründe für expressiven Selbstausdruck.
Physisch bzw. körperlich gehört das Erröten oder das Blasswerden dazu, das Herzklopfen, der gesenkte Blick und ein ganzes Repertoire an Vermeidungsverhalten.
Scham und ihre Bedeutung
Scham hat eine Bedeutung für uns:
- Sie schützt uns davor, gesellschaftliche Normen in grobem Maße zu verletzen und dadurch innerhalb der Gruppe akzeptiert zu bleiben.
- Sie hilft uns dabei, im Kern des Geschehens zu bleiben und nicht in die Randposition eines Ausgestoßenen zu kommen.
Scham kann aber auch ganz schnell in etwas Toxisches umkippen. Denn sie kann unser Selbstwertgefühl so stark untergraben, dass wir uns aus diesem Gefühl der inneren Peinlichkeit heraus nun gar nicht mehr zeigen wollen.
Ich bin an dem Tag mit den Kindern zum Beispiel auch nicht mehr nach draußen gegangen. Natürlich haben wir uns trocken angezogen, aber ich habe mich so geschämt, dass ich drinnen geblieben bin. Und obwohl meine Kinder auch schon immer sehr gerne drinnen gespielt haben, habe ich ihnen durch meine schamhafte Reaktion eine schöne Gelegenheit genommen. Weil ich aus dem Schamgefühl, das ich zunächst hinter dem Lachen zu verbergen versucht hatte, nicht mehr rausgekommen bin.
So kommt Scham zum Ausdruck
Ich kann mich sehr gut an diese Lebensphase erinnern in meinen 30ern, auch noch bis in meine 40er hinein, in denen ich mich sehr häufig im Rahmen meiner depressiven Episoden und meiner depressiven Erfahrung der Welt vor allem für mich geschämt habe:
Für mein Aussehen, für meine Größe, für meine Figur, für die Art, wie ich gesprochen habe, für die Art, wie ich gelacht habe. Da ging es wirklich ganz tief ans Eingemachte.
Scham hat auch eine evolutionäre Funktion. Sie hat, dadurch dass wir uns reflektieren, einen Schutzmechanismus, die Akzeptanz zu erhalten. Sie motiviert uns, bestimmte Regeln einzuhalten und uns anzupassen. Und du siehst aus dem Vorausgegangenen:
Sie lähmt uns auch und führt uns zu einem negativen Selbstbild, wenn wir in diese starke, verachtende, selbsthassende Funktion umkippen.
Scham drückt sich z. B. aus in Verhaltensweisen wie den Blick senken, Blickkontakt vermeiden, sich sehr klein machen, die Schultern einziehen, den Körper einziehen, sich häufig entschuldigen oder rechtfertigen. Die Flucht aus sozialen Situationen kann zur Scham gehören und jede Form von übermäßiger Selbstkritik.
Wie fühlt sich Scham an?
Scham kann sich in Form von Unbehagen zeigen, von innerer Unruhe, von Selbstzweifeln. Auch körperliche Reaktionen wie Erröten und ein flaues Gefühl im Magen können damit verbunden sein.
Es ist häufig der Wunsch vorhanden, sich zu verstecken, unsichtbar zu sein oder das berühmte Loch in der Erde möge sich auftun, damit wir darin versinken können. Scham fühlt sich an wie ein inneres Zusammenziehen, ein sich selber ganz klein Machen. Manche Menschen erleben eine heiße Welle, während andere ein starkes Gefühl von Ohnmacht oder Wertlosigkeit erleben.
Ich habe auch bei starken Schamgefühlen immer das Gefühl, mein Gehirn und mein Kopf arbeiten überhaupt nicht mehr mit irgendetwas anderem zusammen und ich kann überhaupt nicht mehr klar denken. Wie erlebst du das Schamgefühl? Ich erlebe es als ein Eiskalt-Werden oder Knallheiß-Werden.
Was ist das Gegenteil von Scham?
Das Gegenteil von Scham ist:
- Stolz oder Selbstakzeptanz
- Selbstliebe
- das Gefühl, richtig zu sein, sich voll und ganz gut finden und annehmen zu können
- das, was man getan hat, wertschätzen zu können und es voll und ganz positiv und mit Liebe zu betrachten
Leider hat Scham eine Menge Qualität, uns zu schwächen, uns wirklich ganz tief in den Frequenzen nach unten zu ziehen und dadurch durchaus nachteilig für unsere Gesundheit zu wirken.
Wie entsteht Scham?
Wir lernen in der frühesten Kindheit durch die Reaktionen unseres Umfelds, dass bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenschaften nicht akzeptabel sind. Und das lernen wir natürlich durch:
- unangenehmes Feedback,
- Kritik,
- Ablehnung,
- Verletzung,
- Kränkung.
Dadurch können sich diese tiefsitzenden Scham-Muster überhaupt erst entwickeln.
„Schäm dich!“ und seine Wirkung
Sprüche wie „Schäm dich“ sind ja sehr lange noch ein probates Erziehungsmittel gewesen inklusive sich schämen müssen und in die Ecke stellen müssen.
Ich habe sofort die Assoziation des Schulunterrichts im vergangenen und vorvergangenen Jahrhundert. Es gab sehr strenge Normierungen dafür, was alles nicht akzeptabel ist. Aber es reicht unter Umständen bei einer angeborenen Hochsensitivität auch relativ wenig Korrektur, relativ wenig Kritik, um ganz tief das Gefühl zu haben: „Ich bin verkehrt“. Und mich hat dieses „Ich bin verkehrt“ wirklich endlos lange begleitet.
Insofern ist die Aufforderung „Schäm dich“ wirklich ein soziales Druckmittel. Sie ist ein soziales Machtmittel, das ja auch im öffentlichen Diskurs vorkommt. Da heißt es dann, dieser oder jener Mensch solle sich was schämen. Das kann dazu führen, dass Menschen kurzfristig auch mal über Verhalten nachdenken. Das wäre manchmal ja auch schön, das würde ich manchen Menschen auch etwas mehr wünschen. Langfristig entstehen aber in der Regel tiefe Unsicherheiten und Selbstzweifel.
Sprüche über Scham
Es gibt viele Sprüche und Redewendungen, die sich mit Scham befassen, z. B.:
- Ich könnte im Boden versinken vor Scham.
- Scham sitzt tief.
- Scham ist ein schlechter Ratgeber.
Dir fällt jetzt vielleicht etwas Spezifisches aus deiner Familie ein. Tauch da mal für dich rein, denn da gibt es wirklich ganz viele Möglichkeiten.
Scham und ihre Ursachen
Scham entsteht also ganz klassisch durch Erziehung, wie wir gerade besprochen haben. Scham beruht auf gesellschaftlichen Normen, also den vielen ungeschriebenen Gesetze. Sie hat kulturelle Prägungen und das Spannende ist: Was in einer Kultur überhaupt nichts Schambehaftetes ist, wird in einer anderen Kultur total verpönt.
Es geht in der Regel um persönliche Fehler und persönliche Peinlichkeiten. Auch Trauma und Missbrauch können tiefste Schamthemen auslösen. Und hinter innerer Selbstkritik und hohen Erwartungen an sich selbst, an die persönliche Performance und Funktionalität stecken ganz oft tiefe Schamthemen, die noch nicht bewusst geworden sind. Das heißt, dass sie aus dem Unterbewusstsein heraus bewirken, dass:
- Menschen sich große Mühe geben, möglichst perfekte Ergebnisse abzuliefern,
- möglichst allen Erwartungen zu entsprechen und
- möglichst nicht anzuecken, sondern mit dem Strom zu schwimmen, um in der Mitte des Feldes bleiben zu können.
Ist Scham angeboren?
Nein, Scham ist nicht angeboren, sondern eine erlernte Emotion. Du merkst es daran, dass Babys keine Scham kennen, dass sie ihre Genitalien genauso selbstverständlich berühren und erforschen wie jedes andere Körperteil, dass sie überhaupt kein Problem haben, sich einen dreckigen Finger in den Mund zu stecken und alles Mögliche durch die Zunge und durch das Ertasten im Mund auszuprobieren und zu erkennen.
Die Erziehung kommt erst durch die ganzen Feedbacks, durch die Igitt-Reaktionen und durch strenge Blicke und teilweise eben wahrscheinlich auch richtig agitierte Momente.
Umgang mit Scham
Ein gesunder Umgang mit Scham braucht die bewusste Wahrnehmung. Erst dann können wir hinterfragen, ob diese Scham
- überhaupt gerechtfertigt ist oder vollkommen überzogen,
- wo sie herkommt,
- was sie ausgelöst oder getriggert hat.
Da geht es um die ganz wichtige Frage: Was würde ich meiner besten Freundin oder meinem besten Freund in dieser entsprechenden Situation raten? Denn Selbstmitgefühl, Selbstliebe und Selbstakzeptanz sind ganz wichtige Schlüssel für die Heilung von überzogener oder toxischer Scham.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Depression und Scham. Scham kann ein großer Faktor sein, weil sie so tief ins Selbstbild eingeprägt sein kann. Viele depressive Menschen fühlen sich nicht gut genug oder als Versager, was ihre Symptome verstärkt.
Das war auch bei mir damals, Anfang der 2000er, noch ganz deutlich der Fall. Ich habe mich noch wirklich für mein ganzes Sein geschämt, für meine Existenz. Ich hatte so ein Entschuldigen-Sie-dass-ich-geboren-bin in mir – quasi ein Dauerschamgefühl als Basisgrundlinie.
Was ist, wenn Scham krank macht?
Chronische Scham kann zu Angststörungen führen, zu Depressionen, zu psychosomatischen Beschwerden aller Art.
Denn wer ständig das Gefühl hat, nicht gut genug zu sein, zieht sich oft zurück und entwickelt negative Glaubenssätze über sich selbst. Und der Körper ist dann unter Umständen das Organ, das den Menschen ermöglicht, nicht in die Welt hinausgehen zu müssen:
Zum Beispiel, wenn hinter dem Reizdarm, der einen so häufig zur Toilette führt, immer wieder Schamgefühle stecken und gleichzeitig viele Aktionen draußen in der Welt nicht möglich sind. „Ich würde ja so gerne mit dir rausgehen, aber ich kann nicht. Ich habe gerade eine schlimme Phase mit meinem Reizdarm. Ich muss in der Nähe der Toilette bleiben.“ Da übernimmt der Körper die Führung.
Scham und Angst
Scham ist auch eng mit Angst verbunden, insbesondere mit der Angst vor Zurückweisung oder Bloßstellung. Lächerlich gemacht zu werden, ist ein ganz schlimmes Gefühl. Und wer erst einmal eine schmerzhafte Schamerfahrung gemacht hat, meidet ähnliche Situationen.
Dadurch entstehen noch mehr sozialer Rückzug und noch mehr Ängste und das Ganze entwickelt diesen typischen Charakter eines Teufelskreises.
Scham und Schuld
Scham und Schuld sind auch eng verwandt. Scham betrifft das eigene Sein („Ich bin falsch“), Schuld betrifft das eigene Verhalten („Ich mache etwas falsch“).
Schuld kann man lindern, wenn man sich entschuldigt, wenn man das, was man da gemacht hat, wieder gut macht, wenn man eine Lösung gefunden hat. Mit der Scham ist es deutlich schwieriger, denn die sitzt im gesamten System fest.
Situative vs. chronische Scham
Scham empfinden wir vor allem, wenn wir das Gefühl haben, nicht den Erwartungen anderer oder uns selbst zu genügen. Sie kann urplötzlich auftreten in einer peinlichen Situation oder sie kann ein konstantes Dauergefühl sein, so wie sie es damals in meinem Leben war.
Chronische Scham ist ein tief verwurzeltes Muster, das meist in der frühen Kindheit entstanden ist. Menschen mit chronischer Scham empfinden sich oft als minderwertig und kämpfen mit ständiger überzogener Selbstkritik.
Scham in Verbindung mit dem Körper
Der Körper reagiert sehr stark auf Schamgefühle. Erröten, Herzrasen, Muskelanspannung, dieses Geduckte, Gedrängte, die Schultern herabgedrückte, die verspannte Atmung – all diese Schamreaktionen sind kaum zu kontrollieren und laufen unterbewusst ab.
Gleichzeitig ist der Körper häufig einer der Hauptgründe für Scham. Denn wir leben ja in einer Kultur in der westlichen Welt, in der der Körper so sehr bewertet und abgewertet wird, in Normen gepresst wird und in der der „richtige“ und der „falsche“ Körper krass voneinander getrennt werden. Das gibt es in anderen Kulturen überhaupt nicht, aber bei uns ist das der Normalfall.
Das heißt, sehr viele Schamthemen beziehen sich dann auf die eigene Körperlichkeit und auf den eigenen Ausdruck. Und Scham kann natürlich durch traumatische Erfahrungen verstärkt werden, ganz speziell Gewalterfahrungen, Missbrauch und emotionale Vernachlässigung.
Das ist dann der Themenbereich toxische Scham, der das ganze Leben schwerstgradig beeinträchtigen kann und dringend behandelt gehört, also dringend eine Veränderung braucht.
Was sind die Folgen von Scham?
Scham kann sich langfristig stark auf das Selbstbild und das Verhalten auswirken durch das geringe Selbstwettgefühl und das teilweise ausgeprägte Vermeidungsverhalten, weil wir dann versuchen, Überperfektionismus zu kompensieren.
Hinter den vielen Angststörungen und Depressionen, hinter denen die Scham steckt, geht es dann in die soziale Isolation. Und das ist dann häufig der Punkt, an dem Menschen tatsächlich auch die Wohnung nicht mehr verlassen, sich in Form sozialer Phobien zurückziehen und selbst den Zugang dazu verloren haben, dass sie eigentlich in Schamschleifen feststecken, die man lösen könnte.
Vor Scham rot werden
Das Rotwerden ist übrigens ganz typisch für die Scham, da es eine plötzliche Erweiterung der Blutgefäße im Gesicht ist, die vom vegetativen Nervensystem ausgelöst wird, die also nicht der Willenskraft und nicht den bewussten Nerven unterliegt.
Sehr viele Menschen finden das sehr unangenehm, weil damit ihre eigenen Schamgefühle und ihre eigene Selbstanklage sichtbar werden.
Das ist tatsächlich einer der Punkte, an denen wir wunderbar ansetzen könnten: Denn etwas, was wir nicht mehr im Unterbewusstsein wegstecken können, das Rotwerden, das uns so deutlich zeigt, „boah, hier ist was im Gange“, kann gleichzeitig der Schlüssel zur Freiheit werden.
Scham und ihre spirituelle Bedeutung
Die spirituelle Bedeutung von Scham ist tatsächlich eine Erkundung tiefster Frequenzen, in denen es darum geht, dass wir diese Erfahrungen machen wollten. Wir wollten erkunden:
- Wie fühlt es sich an, wenn ich immer so an der Grenze zum ausgeschlossen Werden bin, wenn ich an der Grenze davon bin, die Zustimmung und die Unterstützung und die Liebe der anderen zu verlieren?
- Wie bewege ich mich als Grenzgängerin oder Grenzgänger durch diesen Raum?
Aber da gibt es eine wundervolle Nachricht: Diese Erkundungen sind jetzt beendet. Wir haben das Zeitalter beendet, in dem wir noch weiter solche tiefen und krassen Frequenzen erkunden wollen.
Befreiung von Scham und Schuld: Was hilft?
Wie können wir Scham überwinden? Als allererstes, indem wir zulassen, dass wir einen Moment als schambelastet erkennen. Indem wir uns bewusst machen, ich schäme mich gerade. Ich schäme mich gerade für etwas, was ich gesagt oder getan habe. Es kann auch etwas sein, was ich gedacht habe, eine Absicht, die ich nur in mir getragen habe, einen Wunsch, den ich hatte, indem ich für das, was sich komisch anfühlt, erkenne:
Dieses Unbehagen ist ein Schamgefühl.
In diesem Erkenntnis-Moment habe ich den ersten Schritt in die Freiheit getan.
Wie können wir nach dem Erkennen die Scham überwinden?
Wenn ich mir bewusst gemacht habe, dass dies ein Schamgefühl ist, kann ich anfangen, liebevoll nachzufragen:
- Wofür schäme ich mich denn da?
- Und ist das wirklich die Wahrheit?
- Muss man sich dafür schämen?
Muss ich mich zum Beispiel dafür schämen, dass ich mir ein wunderschönes neues Kleidungsstück wünsche? Muss ich mich dafür schämen, dass ich noch ein zweites Stück Kuchen essen möchte, weil der Kuchen heute so wunderbar schmeckt und weil ich vielleicht noch kein Mittagessen hatte und vielleicht schon viele Stunden gearbeitet habe? Muss ich mich dafür schämen, eine Kugel Eis in der Sonne zu essen, weil ich eine größere Kleidergröße trage als ein anderer Mensch?
Durch dieses liebevolle Hinterfragen gibt es ganz viele Gelegenheiten, weich zu werden und mir selbst eine Antwort zu geben, und diese Antwort heißt: Natürlich kann ich eine Kugel Eis auf der Straße genießen, wenn ich Kleidergröße 54 trage und natürlich kann ich mir ein wunderschönes Kleid kaufen, wenn ich einfach mal ein neues Kleidungsstück brauche und eine neue Farbe in meinem Kleiderschrank haben möchte.
Es geht um eine Erlaubnis, etwas zu denken, etwas zu wünschen, etwas zu machen und Freude daran zu haben.
Manchmal ist ein „Nein“ trotzdem gut
Natürlich gibt es auch einzelne Situationen, für die ein Nein gut passt. Also ein Schamgefühl dafür zu haben, dass man gerade überlegt, ob man jemanden betrügen möchte, ist eine feine Sache.
Auch ein Schamgefühl dafür zu haben, wenn sich zum Beispiel die Person an der Supermarktkasse verrechnet hat und mir auf meinen 20 Euro Schein rausgibt, als hätte ich 50 Euro gegeben. Da ein Schamgefühl zu haben und dieses Geld nicht anzunehmen, weil diese Person an der Kasse das abends als Minus ausgleichen muss, ist unglaublich gut. Und dann aus diesem Schamgefühl heraus sofort zu reflektieren: „Nein, ich sag was, ich gebe das Geld zurück.“
Da hat die Scham eine sehr gesunde Funktion und die wollen wir auch für uns nutzen. Denn ganz ohne Scham zu leben, ist eben auch nicht gut. Denn dann neigen wir zu einem Verhalten, das so wenig sozial ist (tatsächlich antisozial), dass es auch nicht funktionieren kann.
Schuld und Scham auflösen
Ich kann Schuld und Scham auflösen, indem ich mir meine frühkindlichen Muster liebevoll und gerne auch in Begleitung durch eine geeignete Mentorin oder einen Mentor anschaue, indem ich tief eintauche in Innere-Kind-Heilung, indem ich ganz viel Verständnis mit Gefühl und Selbstliebe entwickle und indem ich dann die Schamgefühle ablege.
Scham aufzulösen durch energetische Reisen und energetische Tools, hat eine ganz große Kraft fürs eigene Leben. Und dann die Scham zu umarmen und das Schämen als einen Teil der menschlichen Erfahrung und der menschlichen Existenz zu sehen und anzuerkennen, hat eine enorme Kraft.
Lilith und das Scham-Thema
In diesem Zusammenhang möchte ich dir noch von Lilith erzählen. Lilith ist der dunkle Mond in der Astrologie, ein wichtiges Prinzip. Wir alle haben eine Lilith in unserem astrologischen Chart, und diese Lilith ist die Trägerin unserer Scham-Themen. In Lilith ist alles gespeichert, was überhaupt in dieser archetypisch weiblichen Energie an menschlichen Erfahrungen über Jahrtausende gemacht wurde.
Lilith kennt:
- das Ausgestoßen-Sein,
- das Ausgelacht-Werden,
- das Nicht-Ernst-Genommen-Werden,
- das Mundtot-gemacht-Werden,
- das Lächerlich-gemacht-Werden,
- das sexuell übergriffig behandelt Werden,
- das Verkauft-, Verstoßen- und Entwertet-Werden.
All das kennt sie bis in die Tiefe.
Durch Liliths Position in deinem Astro-Chart in einem von 12 Tierkreiszeichen und einem von 12 Häusern gibt es 144 Kombinationsmöglichkeiten, mit welchen Formen von Scham du sehr wahrscheinlich besonders intensiv in diesem Leben konfrontiert bist.
Das Tröstende: In dem Moment, wo du dir dieses Prinzip bewusst machst, findest du auch den gezielten Schlüssel, um in dein Unterbewusstsein hineinzuschauen und dort dann die Scham-Themen zu lösen.
Lilith-Heilung als dein Schlüssel heraus aus der Scham
Lilith-Heilung ist eine wirklich große Unterstützung auf deinem Weg heraus aus der Scham. Und mich hat das sehr motiviert, wieder einen tiefgehenden Lilith-Workshop anzubieten. Das habe ich auch 2022 schon einmal getan. Damals stand Lilith in Krebs und hat tiefe Heilungsschritte ermöglicht.
Nun erleben wir seit 27. März 2025 mit Lilith im Skorpion den Zugang zu den tiefsten Ebenen der Schamheilung kollektiv. Und dadurch, dass wir gerade in so schnellem Tempo Energiefelder wandeln, den sogenannten Aufstieg der Erde mitmachen und uns individuell so schnell weiterentwickeln, möchte ich dir ans Herz legen, dass du diese Lilith-Heilung in deinem Herzen mitmachst und dich von deinen Scham-Themen befreist.
Denn wir können über diese Skorpion-Kraft ganz tief eintauchen, können dann die Energiefelder der Scham in allen Kombinationsmöglichkeiten wieder aus der Trennung herausheben und durch energetische Reisen und eine leichte Trance-Arbeit auch die körperlichen Verankerungen und Reaktionen der Scham lösen.
Und damit können wir die toxischen Anteile der Scham so weit wandeln, dass wir natürlich ein angeborenes Schamgefühl für absolut unkonstruktives Verhalten behalten (wir werden kein antisoziales Wesen nach dieser Arbeit mit den Schamgefühlen). Aber wir können auf toxische Scham-Anteile verzichten und uns endlich in die Freiheit bewegen.
Ich hoffe, dass dich diese Aussicht genauso fasziniert wie mich und freue mich sehr, wenn du bei meinem Lilith-Workshop „Lilith Reborn“ mitmachst, dich von toxischer Scham befreist und endlich frei sein kannst.